Der Unterschied zwischen Usability und User Experience
wie kochen Sie lieber Ihren Kaffee?
In den letzten Jahren hat die Bedeutung von User Experience (UX) zunehmend an Relevanz gewonnen – und das nicht nur bei großen Unternehmen wie Google oder Amazon. Auch kleinere und mittelständische Firmen, wie wir bei der Computy, setzen verstärkt auf UX-Design. Doch was genau verbirgt sich hinter dem Begriff User Experience und wie unterscheidet er sich von Usability?
Anstatt gleich mit Fachbegriffen zu starten, möchte ich den Unterschied anhand einer einfachen Analogie aus dem Alltag verdeutlichen.
Stellen Sie sich vor, Sie möchten eine Tasse Kaffee zubereiten
Es ist früh am Morgen und eine frisch aufgebrühte Tasse Kaffee ist genau das richtige, um in den Tag zu starten. Für eine Tasse Kaffee benötigen Sie Espresso. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten den Espresso zuzubereiten, z.B. mit Hilfe einer Espressokanne (auch Mokka-Kanne genannt). Doch bevor Sie die Kanne auf den Herd stellen, gibt es einige Vorbereitungen: Wasser muss in den unteren Behälter gefüllt, und der Siebtrichter mit gemahlenem Kaffee befüllt werden. Dann stellen Sie die Kanne auf den Herd. Nach einiger Zeit steigt der Espresso nach oben und ist fertig.
Diese Methode funktioniert gut, erfordert aber Aufmerksamkeit: Die Hitze muss richtig eingestellt werden, damit der Kaffee nicht zu schnell oder zu langsam aufsteigt. Wenn der Espresso schließlich in der oberen Kammer angekommen ist, können Sie ihn in eine Tasse gießen. In diesem Fall spricht man von Usability (zu Deutsch: Gebrauchstauglichkeit). Die Zubereitungsmethode ist effektiv, effizient und erfüllt ihren Zweck, erfordert aber auch etwas Geschick und Achtsamkeit.
Aber vielleicht geht das auch etwas einfacher...
Trotz des guten Ergebnisses – einem leckeren Espresso – haben Sie morgens möglicherweise nicht die Zeit oder Lust, sich mit der Vorbereitung und Reinigung einer Espressokanne auseinanderzusetzen. Eine weitere Möglichkeit, Espresso zuzubereiten, ist ein Kaffeevollautomat. Bevor Sie den Automaten nutzen, müssen Sie lediglich sicherstellen, dass er mit Wasser und Kaffeebohnen befüllt ist. Danach reicht ein Knopfdruck, und der Automat erledigt den Rest. Das Reinigen des Geräts nach der Nutzung ist meist unkompliziert und erfordert wenig Aufwand.
Das ist User Experience. Der Kaffeevollautomat bietet nicht nur ein gutes Ergebnis, sondern sorgt für eine mühelose und angenehme Zubereitung. Der gesamte Prozess ist komfortabel, effizient und stressfrei. Der Unterschied liegt darin, dass der Automat die gesamte Erfahrung vereinfacht – von der Zubereitung bis zur Reinigung – und dabei das Erlebnis insgesamt verbessert.
Usability ist ein Teil von User Experience
Oft werden Usability und User Experience fälschlicherweise synonym verwendet. Doch das ist nicht korrekt. Usability ist nur ein Teilbereich der User Experience. Eine gut designte Espressokanne hat eine hohe Usability, da sie leicht zu bedienen ist. User Experience geht jedoch darüber hinaus. Es umfasst nicht nur die Nutzerfreundlichkeit des Produkts, sondern auch das gesamte Erlebnis – von der Vorbereitung über die Nutzung bis hin zu den Erfahrungen und Emotionen nach der Nutzung des Produktes.
Usability und User Experience in der Softwareentwicklung
Gute Software verhält sich genauso. Eine Webseite mit guter Usability ist einfach zu bedienen: Der Nutzer erreicht seine Ziele effizient und zufriedenstellend. Doch eine Webseite mit hervorragender User Experience bietet mehr als das. Sie sorgt für ein emotionales Erlebnis und macht die Interaktion angenehm und unterhaltsam. UX berücksichtigt auch die Erwartungen und Wahrnehmungen des Nutzers – und beeinflusst, wie er die Interaktion mit dem Produkt erlebt.
Dies gilt nicht nur für Webseiten, sondern auch für alle anderen Softwareprodukte, die wir täglich nutzen – sei es eine mobile App, ein Computerprogramm oder eine Webanwendung.
Was sind die Vorteile einer guter User Experience?
Eine gute UX führt dazu, dass Menschen weniger Probleme bei der Nutzung des Produkts haben. Das wiederum reduziert den Aufwand im Support-Bereich, da weniger Anfragen und Fehlerbehebungen erforderlich sind.
Zudem führt ein Produkt mit guter UX zu positiven Emotionen und einer angenehmen Erfahrung während der Nutzung. Zufriedene Nutzer bevorzugen Ihr Produkt gegenüber anderen und kehren immer wieder zurück. Dies trägt auch dazu bei, dass die Produktentwicklung effizienter wird: Wenn die Bedürfnisse der Nutzer im Mittelpunkt stehen, konzentrieren Sie sich auf die Funktionen, die wirklich einen Mehrwert bieten, und vermeiden unnötige Features.
Kurz gesagt, der Vorteil guter UX liegt darin, dass Sie Produkte schaffen, die nicht nur funktional, sondern auch wertvoll und erfahrbar für den Nutzer sind.
Fazit
Usability bedeutet, dass ein Produkt effizient, effektiv und zufriedenstellend genutzt werden kann. Usability bezieht sich auf die Benutzerfreundlichkeit und darauf, wie gut ein Produkt seine Funktion erfüllt. User Experience (UX) hingegen umfasst die gesamten Wahrnehmungen und Reaktionen eines Nutzers, die aus der Nutzung oder der erwarteten Nutzung eines Produkts resultieren. UX geht über die reine Gebrauchstauglichkeit hinaus und schließt auch die emotionalen und psychologischen Aspekte der Nutzung mit ein.
Die Frage ist also: Wollen Sie Ihre Nutzer mit einer Espressokanne in den Tag schicken – oder mit einem Vollautomaten?
Anastasia Scherbach
Veröffentlicht am: 19.02.2025
